Eroberer in fremdem Land?

LESERBRIEF ZUR EROBERUNGSPRAXIS DER MOBILFUNKBETREIBER

Die Mobilfunkbetreiber erobern das Land. Dabei gehen sie offensichtlich nicht anders vor, wie die Eroberer früherer Epochen, wenn es darum ging fremdes Land ihren Interessen untertan zu machen. Ohne Rücksicht auf Mensch, Natur und Landschaft wird Deutschland zugepflastert mit Mobilfunksendeanlagen und Funktürmen. Mit enormem kapitalstisch-missionarischem Eifer wird ein ganzes Volk, in erster Linie aber dessen junge Generation, zum vermeintlich seligmachenden Handykonsum bekehrt.

Was schert es die Kolonisatoren von Mannesmann, Telecom, Viag Intercom und E-Plus, wenn dabei eine ganze Kultur zu Grunde zu gehen droht? Was kümmert es die Konzernbosse und deren willfährige Helfershelfer in Politik und Verwaltung, wenn dabei die Gesundheit eines ganzen Kontinents auf’s Spiel gesetzt wird?

Und wen stört es noch, wenn jede noch so erhaltenswerte Kulturlandschaft, jedes noch so erhaltenswerte denkmalgeschützte Gebäudeensemble und jedes noch so wertvolle Naturschutzgebiet mit Antennen und Masten überzogen wird?

Hauptsache der Euro rollt in die richtigen Kassen!

Doch auch weitere Parallelen zum Vorgehen der historischen Vorbilder tun sich auf:

Was bedeuten schon Gesetze und Verordnungen, wenn es um den schnellen Marktvorteil geht. Sicherlich jeder Mobilfunksender, auch ein sogenannter genehmigungsfreier, ist beim zuständigen Landratsamt oder bei der zuständigen Stadt anzeigepflichtig, sicher, viele davon stellen eine genehmigungspflichtige Nutzungsänderung dar, aber diese gesetzlichen Bestimmungen sind den Betreibern nur lästiges Beiwerk, das man kurzerhand nicht zur Kenntnis nimmt. Eventuell kann man die Anlagen ja in späteren Jahren noch nachmelden, und wo nichts gemeldet ist, da kann auch nichts überprüft werden.

Schließlich weiß man sich auch mit den Vertretern von Politik und Verwaltung einer Meinung. Mobilfunk muss sein, dem Mobilfunk gehört die Zukunft, Mobilfunk schafft Arbeitsplätze, dem Mobilfunk dürfen keine Steine in den Weg geräumt werden.

Nicht umsonst wurden klammheimlich Baugesetze und Bauverordnungen schon mobilfunkfreundlich gestaltet, nicht umsonst weiß man die Spitzen der Politik auch in den Konzernaufsichtsräten gut in die Eroberungsstrategie eingebunden. Warum dann noch kleinlich sein und sich buchstabengenau an leider noch vorhandene Einschränkungen halten?

Die Eroberung unseres Landes durch den Moloch Mobilfunk scheint sich mehr und mehr zum Lehrstück für die Vorgehensweise eines demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Spätkapitalismus zu entwickeln!

Hans Schütz, Peiting, Feb. 2000