Großbritannien erntet jetzt, was Frau Thatcher gesät hat

'Es wäre zu einfach, die in Großbritannien sichtbare Gewalt und die Plünderung einfach auf die schlimmen sozialen Verhältnissen zurück zu führen. Da kommt einiges zusammen. Aber die so genannte Eiserne Lady hat mit der Zerstörung des Zusammenhalts, mit dem Predigen von ökonomischem Egoismus und der Kommerzialisierung aller Lebensverhältnisse, mit der systematischen Schwächung der Arbeitnehmerschaft und damit der weiteren Trennung der britischen Gesellschaft in oben und unten den Boden für die Gewaltwelle bereitet...' Kommentar von Albrecht Müller auf den Nachdenkseiten vom 09.08.2011 http://www.nachdenkseiten.de/?p=10413

Aus dem Text: ?(...) Die Gewalt in Großbritannien ist ein Symbol für das Scheitern der konservativen Ideologie in ihrer werte-losen Ausprägung (siehe dazu auch den Artikel im Tagesanzeiger). In dem diese Konservativen die Herrschaft der Märkte und der Selbstbereicherung als Organisationsprinzip der Ökonomie gepredigt haben, haben sie zugleich ihre sonst so hoch gehaltenen eigenen Werte ruiniert. Indem sie ihre Herrschaft mithilfe von rücksichtslosen Medienunternehmern wie Murdoch durchgesetzt und gefestigt haben, haben sie die Lebensgrundlagen demokratischer Willensbildung zerstört. Indem sie den Kommerz bei den elektronischen Medien wie auch im Umgang mit öffentlichen Leistungen und öffentlichen Unternehmen durchgepaukt haben, zerstörten sie wichtige gemeinschaftsfördernde Einrichtungen. Dem Volk gehört nichts mehr, weder die Wasserwerke noch das Fernsehen, weder die Eisenbahn noch die Wohnungen...?


Guardian: Aktuelle Informationen finden sich im englischen Guardian http://www.guardian.co.uk/


London Riots: Das Dossier bei Indymedia http://de.indymedia.org/2011/08/313618.shtml


Aus: LabourNet, 10. August 2011

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»Politik hat die Grundlagen für ?Riots? geliefert«

Unruhen in Großbritannien sind Ausdruck der Wut junger Menschen. Ein Interview von Christian Bunke mit Claire Laker Mansfield, welche für die Londoner Stadtteilorganisation »Youth Fight for Jobs« arbeitet, erschienen in der jungen Welt vom 11.08.2011. Der Artikel ist nur für Abonnenten freigeschaltet, findet sich aber auf Sozialismus-Info http://www.sozialismus.info/?sid=4376

Aus dem Text: ?(?)Was macht die »Youth Fight for Jobs« Kampagne und was sind ihre Forderungen? Wir haben uns 2008 zu Beginn der Wirtschaftskrise gegründet, um gegen Jugenderwerbslosigkeit und mangelnde Chancen für junge Leute zu kämpfen. Wir verlangen die sofortige Wiedereröffnung aller geschlossenen Jugendeinrichtungen und das Recht auf freie Bildung. Wir organisieren für kommenden Mittwoch eine gemeinsame Demonstration mit der Day-Mer-Jugend, einer türkisch/kurdischen Jugendorganisation im Londoner Stadtteil Tottenham. (?) Die Ausschreitungen zeigen die wachsende soziale Schieflage in Großbritannien. Die meisten Gewerkschaftsführer waren in den vergangenen Tagen sehr leise. Warum? Das stimmt zum großen Teil. Es gibt aber auch einige Ausnahmen. Die PCS, die Gewerkschaft der Staatsangestellten, hat ein Statement veröffentlicht. Darin wird detailliert über die tiefe Ungleichheit, die Kürzungen und andere Regierungsmaßnahmen berichtet, die zu der jetzigen Situation geführt haben. Es ist allerdings widerlich, daß der Generalsekretär des britischen Gewerkschaftsbundes TUC sich bis heute nicht zu den Unruhen geäußert hat??

Siehe dazu:

Youth Fight for Jobs

Die Organisation hat eine eigene Homepage, auf der Startseite sind die Hauptforderungen zusammengefasst: Das Recht auf einen menschenwürdigen Job für alle, mit einem existenzsichernden Lohn von 8 £ pro Stunde; Vernünftige Ausbildungsplätze mit einer Bezahlung nach Mindestlohn und einer Übernahmegarantie, Keine Studiengebühren? ? Zur Homepage http://www.youthfightforjobs.com/


Aufruhr in England: Kein Wunder, dass es knallt

'In den letzten Tagen übte eine verlorene Generation einen Krieg, den sie nicht gewinnen kann - und den auch die Politik verliert. Weil sie nur eine Antwort kennt: Draufhauen. Niemand kann sagen, es habe keine Warnungen gegeben. Am vorletzten Samstag stellte die internetaffine Tageszeitung «Guardian» einen kurzen Videofilm ins Netz, bestehend aus Interviews mit Jugendlichen in der Nordlondoner Gemeinde Haringey. Dort hatte gerade die von Labour dominierte Stadtverwaltung von einem Tag auf den anderen acht der dreizehn Jugendzentren geschlossen. Es war eine der vielen Sparmassnahmen, die die konservativ-liberale Regierung derzeit den Gemeinden aufzwingt. «Ich bin jeden Tag in den Youth Club gegangen», sagte ein Jugendlicher, der sein Gesicht in der Kapuze seines Pullovers verbarg, «aber wohin soll ich jetzt? Auf der Strasse rumlungern?» Doch das ist riskant, wie ein anderer Jugendlicher ausführte: «Je mehr Leute den Gangs beitreten, desto gefährlicher wird es für die, die nicht dazugehören.» Und dann sprach Chavez Campbell, ein kluger junger Schwarzer, der die Verhältnisse in seinem Armenviertel gut kennt, ganz offen in die Kamera: «Es wird ?riots? geben», Aufstände. (?) Auf den Strassen der Armenquartiere herrscht schon lange ein Krieg - ein verzweifelter und oft selbstzerstörerischer Kampf der Hoffnungslosen, der Ausgeschlossenen, der Missachteten, der Kids ohne Zukunft. Ein paar Nächte lang haben sie diesen Krieg nach aussen getragen und die Gelegenheit genutzt, sich das zu holen, was ihnen die kapitalistische Warenwelt als einzig Erstrebenswertes hinhält, das sie aber nie erreichen konnten.' Artikel von Pit Wuhrer in der WOZ vom 11.08.2011 http://www.woz.ch/artikel/2011/nr32/international/21032.html


Die Menschen hinter dem Zeug

Das Plündern bei den jetzigen Unruhen in vielen Städten mag nicht per se politisch sein, es sagt aber dennoch etwas über das Leben und die Psyche der Plünderer aus. Artikel von Zoe Williams auf Freitag vom 10.08.2011 http://www.freitag.de/politik/1132-die-menschen-hinter-dem-zeug

Aus dem Text: ?(?) 'Die Konsumgesellschaft basiert auf der Möglichkeit, sich an ihr zu beteiligen. Was wir heute als Konsumieren bezeichnen, ist ein Produkt von Arbeitszeitverkürzungen, Lohnerhöhungen und der Möglichkeit, Kredite aufzunehmen. Wenn man es mit einer Menge von Leuten zu tun hat, denen die letzten beiden Dinge nicht zur Verfügung stehen, funktioniert dieser Vertrag nicht. Anscheinend suchen sie sich Geschäfte mit Waren aus, die sie normalerweise gern konsumieren würden. Sie rebellieren also möglicherweise gegen das System, das ihnen keine Gratifikationen gewährt, weil sie sich diese nicht leisten können.' - Was geplündert wird, scheint von besonderer Bedeutung zu sein: Wenn sie es nur auf lebensnotwendige Dinge abgesehen hätten, würde man eher mit ihnen sympathisieren. Aber diese Leute sehen nicht aus, als würden sie Hunger leiden. Wären sie hinter exklusiveren Luxusartikeln her und würden bei Tiffany s und Gucci einfallen, wirkten sie politischer und dadurch respektabler. Ihre Achillesferse besteht darin, sich Dinge zu holen, die sie ganz offensichtlich haben wollen?'

Siehe dazu auch: Power Shopping

Die Plünderungen in London erinnern an Ereignisse in China vor 2 Jahren. Kommentar von Brigitte Werneburg in der taz vom 10.08.2011 http://www.taz.de/Kommentar-Pluenderungen/!76071/

Aus dem Text: '(?) Die Plünderungen und die Zerstörungswut scheinen die Rede von der kriminellen Energie zu bestätigen. - Als ob nicht in den harmlosen kleinen Ladenzeilen die tagtäglich erste Prüfung auf einen wartete. Auch der kleine Ladenbesitzer, bei dem man seine Milch kauft, kann einen mies behandeln. Wie existenziell vernichtet oder gut gelaunt man in den Alltag zieht, das entscheidet sich durchaus dort, wo es 'nur' um Konsum geht. 'Power Shopping' ist dafür ein sehr schöner, weil treffender Begriff, der das Vergnügen einer kaufkräftigen Mittelschicht benennt. Jetzt wollen offensichtlich mal die anderen wissen, wie es sich anfühlt, das Power Shoppen. Denn beim Shoppen - wie in der Begegnung mit Polizei und sonstiger staatlicher Bürokratie - erfährt man nun mal in unserer Gesellschaft, ob man zählt oder nicht?'


Wut ohne Bürger - Aufruhr in Großbritannien

Tagesthema bei HR2 Kultur ? Sendung vom 11.8.2011 (mp3) http://mp3.podcast.hr-online.de/mp3/podcast/derTag/derTag_20110811.mp3


Für erste gewerkschaftliche Reaktionen verweisen wir - vorerst - auf die Homepage unserer Freunde vom LabourNet UK http://www.labournet.net/default.asp


Aus: LabourNet, 12. August 2011



http://www.sharenews-blog.com:8090/helma/twoday/sharenews/search?q=Murdoch
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