Mikrowelle als
Nahkampfwaffe
Nachbarn attackieren sich mit manipulierten Herden. Die Strahlung dringt
durch Wände und führt zu schweren Gesundheitsschäden. Schon 150 Strafverfahren
Von
Julia Winkenbach Berlin - Wenn Irmgard
K. aus Kalchreuth bei Nürnberg ihre Ruhe haben will, dann muss sie raus. Raus
aus ihrer Wohnung, irgendwohin, nur weg. Bleibt sie zu Hause, geht es wieder
los: Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen, ein Dröhnen in den Ohren,
Herzrasen. Schuld daran sind Mikrowellen, die offenbar bewusst in die Wohnung
von Irmgard K. gelenkt werden, um sie zu quälen. Übel meinende Nachbarn, so der
Verdacht, bestrahlen die Wände ihrer Wohnung mit einem umgebauten
Mikrowellenherd. Ihr Lebensgefährte Dr. Reinhard Munzert spricht von
"einer neuartigen Form von High-Tech-Verbrechen", dem im gesamten
Bundesgebiet immer mehr Menschen zum Opfer fallen. Rund zwanzig von ihnen
haben sich schon in der von ihm gegründeten "Interessengemeinschaft der
Opfer von Elektro-Waffen" zusammengeschlossen. Sie versuchen, sich selbst
zu helfen, weil die Polizei ihnen nicht glaubt, die Staatsanwaltschaft nicht,
meist nicht mal der engste Freundeskreis. Für Irmgard K. fing alles mit einer
Bagatelle an. Sie stritt mit ihren Nachbarn über deren fünf Hunde, weil sie
deren Gebell nicht ertragen konnte. Der Streit eskalierte zum
"Nachbarschaftskrieg". Danach hatte sie die Beschwerden: "Plötzlich
hörte ich immer wechselnde Töne und hatte Schlafstörungen." Reinhard
Munzert recherchierte für sie, bis ihn schließlich Techniker an der Universität
Erlangen auf die Idee mit den Mikrowellen brachten. "Wir wissen",
sagt Munzert, "dass das ungeheuerlich klingt." Er und seine Freundin
würden aber tatsächlich "wie Fleisch in einer Mikrowelle angegangen".
Klaus Münter von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig
bestätigt gegenüber WELT am SONNTAG, "dass es technisch möglich ist",
Nachbarn durch Wohnungswände hindurch mit umgebauten Mikrowellenherden zu
bestrahlen. Denn die Wände halten nur die Hälfte der starken Strahlung ab,
Fenster lassen sogar alles durch. Für den Umbau eines Herdes zur
Strahlenschleuder sei allerdings eine technische Ausbildung nötig. Das
bestätigt auch Professor Peter Pauli von der Universität der Bundeswehr:
"Ein Mikrowellengerät hat eine Leistung von etwa 800 Watt. Um diese zu
einem Strahl zu bündeln, braucht man eine starke Richtantenne." Zudem
müssten zwei Sicherheitsschalter überbrückt werden. Wem das gelungen ist, kann
seinen Nachbarn mit einer Dosis tyrannisieren, die annähernd hundertfach
stärker ist, als es das Bundesimmissionsschutzgesetz erlaubt, das den Grenzwert
für die Strahlung von Mobilfunkantennen bei zehn Watt pro Quadratmeter
festgesetzt hat. Diese Zahlen kennen Friedhelm und Gertrud Kuhn aus Bochum
schon lange auswendig. Denn auch sie werden in ihrem Haus aus unbekannter
Quelle bestrahlt, seit Weihnachten 1999. Auch hier begann es mit
Nachbarschaftsstreitigkeiten. Friedhelm Kuhn spürte
zuerst nur ein Flackern im Auge, später kamen Bluthochdruck, Herzstiche und das
"Gefühl zu kochen" dazu. "Immer, wenn ich mein Haus betrete,
fühlt es sich an, als bekäme ich einen Sonnenbrand", beschreibt er den Einfluss
der Mikrowellen auf seinen Körper. Durch seine Arbeit als
Elektrotechniker kam Kuhn auf den Gedanken, dass er es mit Strahlen zu tun
haben könnte und erstattete Anzeige wegen Körperverletzung. Doch er blitzte ab.
Kuhn: "Der Staatsanwalt sagte, mit Hirngespinsten gebe er sich nicht
ab." Da griff der Elektrotechniker zur Selbsthilfe: Er beklebte die
Innenwände seines Hauses mit Aluminiumfolien, weil die wenigstens einen Teil
der Strahlen abhalten. Ausziehen wollten die Kuhns trotz der Strahlenattacke
nicht, denn sie hatten sich ihr Eigenheim nach eigenen Plänen errichtet. Miriam
Enzler dagegen ist schon umgezogen. Auch sie hatte Streit mit ihren Nachbarn,
auch sie hatte plötzlich "das Gefühl zwischen zwei Stromquellen zu
leben", und auch sie musste die Erfahrung machen, dass mit den Opfern von
Mikrowellen umgegangen wird, "als wären wir die größten Idioten".
Miriam Enzler trägt auch nach dem Umzug noch schwer an dem Strahlenangriff:
"Meine Schleimhäute brennen wie Feuer, ich habe
Kopfschmerzen bis zum Erbrechen und kolikartige Bauchkrämpfe.
"Eine Hoffnung, den bisher unbekannten Mikrowellen-Gangstern bundesweit
das Handwerk zu legen, sieht Rechtsanwalt Detlev Eidebenz, der ein Opfer aus
Frankfurt vertritt, nur darin, gemeinsam zu kämpfen. Eidebenz: "Es gab in
Deutschland in der Sache schon 150 Strafverfahren, die zu keinem Ergebnis
kamen." Jetzt müssten, sagt der Anwalt, die Staatsanwaltschaften aller
Bundesländer auf die Vielzahl von Einzelfällen aufmerksam gemacht werden.
Unterstützung von der Polizei gibt es auch schon: Markus Dümig vom 8.
Polizeirevier in Frankfurt am Main sammelt bundesweit die Berichte von
Mikrowellen-Opfern. Dümig: "So lange, bis die Sache strafrechtlich
gewürdigt wird." Der hilfsbereite Beamte ist der Strohhalm, an den sich
die verzweifelten Mikrowellen-Opfer klammern. Denn obwohl es bislang nur wenige
Untersuchungen gibt, die beweisen, dass Mikrowellen Langzeitschäden hervorrufen
können, fürchten sie sich mehr als vor den augenblicklichen Schmerzen vor den
Langzeitfolgen. Für Irmgard K. wurde der Albtraum wahr: Bei ihr stellten die
Ärzte gerade einen Eierstocktumor fest.
(c)
Die WELT online http://www.welt.de 06.01.2002
www.buergerwelle.de
BW: ... und jetzt kommt die überfällige Erweiterung durch Mobilfunk
Als
Empfehlung für die nächste Werbekampagne der Mobilfunkkonzerne (Motto etwa "Was
Handys noch alles können“) und anbei zur Lektüre für Interessierte der
'Elektrosmog'-Liste der durchaus ernsthafte Tatsachenbericht aus:
Süddeutsche
Zeitung MAGAZIN (no.1), vom 4.1.2002
TELEFONTERROR
Geheimdienste und Armeen entwickeln Handys weiter: zur
tödlichen Waffe
von Stefan Modrach
Und wir
dachten: Wegen der Handystrahlung müsse sich niemand Sorgen machen, über diesen
Elektrosmog, der gesundheitlichen Schäden verursachen könnte - irgendwann
einmal, vielleicht. Das sollten wir mal Yahya Ayyaash erzählen. Der könnte und
berichten, wie gefährlich so ein Mobiltelefon wirklich sein kann. Kann er aber
nicht, denn Yahya Ayyash ist tot - sein Handy hat ihm den halben Kopf
weggesprengt.
Eines Morgens rief Ayyashs Vater auf dem Handy an. Der Papa riet noch, eine
andere Verbindung zu benutzen, weil diese von den Israelis abgehört werden
könnte. Der Sohn, das muss man dazu wissen, war Mitglied der
radikal-islamischen Hamas-Bewegung und beim gegnerischen Geheimdienst Shin Bet
als Bombenbauer bekannt. Ayyash, Spitzname "Der Ingenieur", beruhigte
seinen Vater: "Es ist alles in Ordnung." Und genau in diesem Moment
explodierten etwa 60 Gramm Sprengstoff in seinem Handy. Ayyash war sofort tot.
Die Agenten von Shin Bet hatten einen ihrer schärfsten Widersacher getötet,
indem sie die ideale Waffe benutzten: ein Mobiltelefon.
55 Prozent aller EU-Haushalte besitzen mindestens ein Handy - kein anderes
elektronisches Gerät ist so weit verbreitet, keines tragen wir so regelmäßig
bei uns, keines so eng am Körper. Es verbindet uns mit Geschäftspartnern und
Verwandten. Es informiert über Neuigkeiten und versorgt uns mit emotionaler
Wärme, weil es uns erlaubt, Freundschaften über große Entfernungen
aufrechtzuerhalten. Ein Werbespot für das deutsche Mobilfunknetz D1
illustrierte das schön: Ein Mann steht zwischen Umzugskartons in seiner neuen
Wohnung. Er schaut traurig. Da klingelt das Handy. Er findet das Gerät, drückt
auf den Empfangsknopf und seine Augen strahlen plötzlich: "Katrin",
sagt er. Weil wir die Menschen sehr lieben, die per Handy mit uns sprechen,
lieben wir auch das Gerät ein wenig.
Und deshalb sorgen wir dafür, dass es immer in Reichweite ist. Was ein Fehler
sein könnte. Denn die Anhänglichkeit und Unbedarftheit vieler
Mobilfunktelefonierer machen sich Geheimagenten ebenso zu Nutze wie
Strafverfolger, Marketingspezialisten und Killer. Das Handy ist unser Freund!
Das Handy kann uns sehr viel Geld kosten, unsere Freiheit und manchmal sogar
unser Leben.
Der tschetschenische Präsident Dschochar Dudajew starb, weil er ein mobiles
Satellitentelefon benutzte. Es war im Jahre 1996, auf dem Höhepunkt des
Unabhängigkeitskrieges gegen die Sowjetunion. Der damalige russische Staatschef
Boris Jelzin hatte Dudajew vorgeschlagen, den marokkanischen König Hassan II.
als Vermittler zu konsultieren. Die Russen wussten, dass der Anführer der
Rebellen nun sein Satellitentelefon benutzen musste, um Hassan anzurufen.
Viermal hatten sie schon versucht, Dudajew beim Telefonieren zu orten, doch
jedesmal hatte der die Gespräche frühzeitig beendet. Diesmal, getäuscht durch
Jelzins vorgebliche Friedensbemühungen, war er unvorsichtiger.
Am 21. April telefonierte Dudajew um acht Uhr abends zunächst mit König Hassan
und danach mit dem tschetschenischen Unterhändler Konstantin Borovoi in Moskau.
Seine letzten Worte scheinen von tragischer Prophetie zu zeugen, waren aber
wohl nur zufällig: "Russland wird noch bedauern, was es gerade tut."
Einige Sekunden später hatten die Sowjets das Signal von Dudajews mobilem
Telefon geortet und gaben die Koordinaten an einen SU-25-Jet, der zwei
lasergesteuerte Raketen abfeuerte. Eine explodierte direkt neben dem
Rebellenchef, der von einem Schrapnell am Kopf getroffen wurde und in den Armen
eines Leibwächters starb.
Der deutsche Geheimdienstexperte Andreas von Bülow, Autor des Buches 'Im Namen
des Staates' weiß, dass diese perfide Mordtechnik auch von amerikanischen
Agenten angewandt wird: "Dem Anführer eines Rüpelstaates oder einer
anderen Person von überragend negativer Bedeutung kann es widerfahren, dass er
von Washington zum Todfeind des amerikanischen Volkes erklärt wird. Ist er
unter elektronischer Überwachung des Geheimdienstes, werden geeignete Rächer
ihn schnell finden oder eine Rakete reitet auf dem elektronischen Strahl des
Satellitenhandys ohne allzu viel Kollateralschaden ins Ziel."
Tatsächlich hatten die USA bereits 1998 versucht, Osama bin Laden auf eben
diese Weise auszuschalten - beinahe mit Erfolg. Nach den Bombenanschlägen auf
US-Botschaften in Nairobi und Daressalam war bin Laden als Drahtzieher
identifiziert worden. Zumindest eine der etwa sechzig Cruise Missiles, welche
die Army zur Vergeltung auf Ziele in Afghanistan abfeuerte, war auf das mobile
Satellitentelefon des Al-Qaida-Chefs ausgerichtet. Doch bin Laden hatte ein
Treffen seiner Organisation gerade noch rechtzeitig verlassen. Dreißig seiner
Leute sollen von der Rakete getötet worden sein. Seitdem meidet der
meistgesuchte Mann der Welt elektronische Kommunikationsmittel.
"Mobilfunktelefone werden auch von den Israelis benutzt, um Raketen ins
Ziel zu lenken", sagte James Bamford, amerikanischer Buchautor und Experte
für elektronische Spionage. Israelische Kampfhubschrauber schicken häufig
Flugkörper auf Autos palästinensischer Terroristen. Die Raketen schlagen genau
am Lenkrad ein, sodass der Tod des Fahrers garantiert ist. Michael
Opperskalski, Mitarbeiter der Fachzeitschrift 'Geheim' und Autor eines Buches
über den israelischen Geheimdienst Mossad: "Weder Yassir Arafat noch
arabische Politiker lassen Handys in ihre Nähe. Die haben Angst vor Anschlägen
und sind zu recht sehr vorsichtig." ...
Bei den Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen und Westjordanland benutzen beide
Seiten Mobiltelefone. Palästinensische Kollaborateure informieren ihre
israelischen Gewährsleute per Handy, wo und wann sich ein gesuchter Terrorist
aufhält, der dann gezielt liquidiert wird. Und auch die Fatah hat eine
todbringende Technik ausgeheckt: Der 25-jährige Abdallah Abu-Jabr bestieg am
28. Dezember 2000 in Tel Aviv einen Bus der Linie 51 und fuhr bis Petach Tikva.
Dort stieg er aus und ließ seine Sportttasche mit einem Sprengsatz zurück.
Einige Minuten später zündete er die Bombe per Handy. 14 Menschen wurden zum
Teil schwer verletzt.
Das Mobiltelefon als Bombenzünder ist eine besonders heimtückische Waffe. Achim
Dittmar, promovierter Physiker, schreibt: "Langlebige Akkus erlauben, ein
Handy auch nach Tagen von einem beliebigen Ort der Welt aus der ferne anzurufen
und Funksignale zu übermitteln. Mit genügend krimineller Energie könnte ein
vorbereiteter Zündmechanismus anstelle eines Telefongesprächs in Gang gesetzt
werden." Genau das ist offenbar schon passiert. Von tschechischen Tätern
heißt es, sie verkauften Sprengstoff und Zünder gar im Fertig-Pack. Hat der
Kunde bezahlt, wird ihm eine Handynummer genannt, die er nur noch anrufen muss,
um die inzwischen deponierte Bombe aus sicherer Entfernung zur Explosion zu
bringen.
Auch aus Sicht der Polizei sind Mobiltelefone gefährlich: für Verbrecher. Denn
die Gesetzeshüter kennen sich inzwischen hervorragend mit moderner
Kommunikationstechnik aus; auch wenn sie ungern verraten wollen, wie gut.
"Wir sagen nichts dazu, wie wir Straftätern mit der Hilfe von Handys auf
die Schliche kommen", sagt Birgit Heib vom BKA. Man wolle der anderen
Seite keine Tipps geben. Einiges ist trotzdem bekannt.
Cüneyt Dogac, der vorvergangenes Jahr in der Hamburger Disco "J's"
eine Handgranate zündete, wurde gefasst, weil die Polizei über den Mobilfunkbetreiber
D2 seine Handynummer herausfand und das Gerät abhörte. "Da ist immer so
ein Knacken in der Leitung. Ich glaube, die peilen mich an", hatte Dogac
noch zu seiner Freundin gesagt. Kurz darauf wurde er festgenommen.
...
Verständlich ist das permanent wachsende Polizeiinteresse am Mobiltelefon bei
Fällen, in denen - ganz ohne Hightech - das Gerät selbst die Gefahr darstellt:
Das BKA warnt vor Mobiltelefonen, die in Osteuropa auftauchten; in Wahrheit
sind diese Handys getarnte Schusswaffen, mit einem Pistolenlauf als Antenne.
Die äußerlich nicht von einem Handy zu unterscheidende Konstruktion wird
altmodisch per mechanischen Handspanner geladen. Das Telefon verschießt
Kleinkalibermunition und bringt auf kurze Distanz: den Tod.
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